Eröffnungsrede: (PA) Steffen O. Rumpf von Thomas Zaglmaier, 17. Februar 2018  Zeit zum Denken, Schöpfen und GenieÃen  âKochen ist ein bisschen wie Malenâ, sagte mir Steffen O. Rumpf schwärmend. âMan hat so seine Zutaten und kann etwas Schönes daraus machen.â Ich erfahre weiter, dass es um den Künstler eine Gruppe von Freunden mit ähnlichen Interessen gibt, die sich regelmäÃig treffen, um die gemeinsam kreierten Speisen bei guten Gesprächen zu genieÃen. Der Bau eines Tisches mit mittig integrierter Kochplatte steht bevor, dann will man sich zu sechst darum sitzend um die Welt kochen. Land für Land in alphabetischer Reihenfolge - eine schöne Vorstellung! Heute aber treffen wir uns zur Eröffnung einer Ausstellung mit Malerei und Grafik von Steffen O. Rumpf, dürfen dessen Werk genieÃen und auch mit dem Künstler darüber sprechen. Wenn Sie so wollen, sehen Sie es gern auch als Vorgriff auf das vielversprechende Galeriegespräch am 15. März hier in der Ausstellung. Denn der Künstler, der sich für so vieles interessiert und kommunikativ aufgeschlossen auf Menschen zugeht, hat viel zu erzählen. Manches stimmt heiter und vieles regt an über das eigene Leben nachzudenken. Er mahnt, völlig zu Recht, an: sich Zeit zu nehmen, die Natur, das Leben und die Kunst zu genieÃen. Denn vielleicht setzen wir uns oft, vom Beruf und manchmal von der Familie gestresst, zunehmend unter Druck und versuchen effektiv Zeit für uns herauszuarbeiten, die wir dann doch nicht nutzen. Steffen O. Rumpf überzieht wohl bewusst, wenn er sich vorstellt, in solch einem Raum sollte nur ein einziges Kunstwerk platziert sein. Nichts soll den Betrachter ablenken, der dann mit vielleicht einem guten Getränk wieder lernt das Bild oder die Plastik zu lesen - wie ein Buch. Wer hat nicht selbst schon im Kino gelacht oder geweint? Von Dunkelheit umhüllt sind wir vollkommen konzentriert auf den Handlungsverlauf - lassen uns die Umgebung vergessend gänzlich einnehmen. Das geht auch mit nur einem Bild, welches seine ganze Geschichte mit einem Blick offenzulegen scheint, jedoch erst zu erzählen beginnt, wenn man es in Ruhe betrachtet. Uns umgebende perfekt gestaltete Plakate oder Titelbilder mit all den Idolen der Zeit führen unsere Blicke raffiniert in Bruchteilen von Sekunden auf die gewünschte Botschaft, bevor wir, um nicht vom nächsten Slogan erschlagen zu werden, aufgeben die Flut von Informationen erfassen zu wollen. Geschieht das, werden wir immer weniger ansprechbar für Inhalte, die uns tatsächlich angehen und das Leben wert machen und welche nicht nur die Bildende Kunst bietet. So malt der heute in Dobis lebende Steffen O. Rumpf aus Leidenschaft. Das spürt man. Farbenfrohe Ãlmalerei auf Leinwand in duftig gesetzter Weise ist sein vordringliches Mittel Geschichten zu erzählen, uns mitzunehmen in seine komplexe Gedankenwelt, wenn wir das zulassen. Die hier gezeigten Gemälde aus den Jahren 2008 bis 2017 bieten einen Einblick in sein malerisches Werk von fast zehn Jahren, lassen Kontinuität, aber auch Entwicklungen erkennen. Betrachtet man so auÃerdem die hier vorgestellten grafischen Arbeiten der Jahre 1999 bis 2018, verlängert sich der abgebildete Schaffenszeitraum des heute 51jährigen Künstlers repräsentiv auf immerhin fast zwanzig Jahre. Mit Ausnahme der in dieser Ausstellung ältesten und einzig unverkäuflichen Arbeit âTanzâ, einer Lithographie von 1999, handelt es sich bei allen weiteren Blättern um Holzschnitte. So auch bei der erst in diesem Jahr entstandenen Grafik âIn Fesselnâ, welche innerhalb der Ausstellungskonzeption räumlich Bezug zum frühesten malerischen Werk, einer Gemäldegruppe âo.T.â als raumgreifende Installation mit Kreuzigungstorso und vier am Boden angeordneten fragmentarischen Darstellungen nimmt. Die Beschäftigung mit religiösen Inhalten sieht der Künstler vor allem auch als Auseinandersetzung zur Entwicklung ethischer Werte in der Gesellschaftsgeschichte bis in die Gegenwart. âKunstâ so sagt er âleistet das, was Politik nicht zu leisten vermag.â Und dieses Zitat ist zugleich das Stichwort zu einem Themenwechsel. Aktuell viel diskutiert ist der gesellschaftliche Umgang mit Werken der Kunst und Architektur der DDR-Zeit. Denken wir an den jüngst erfolgten rigorosen Abbruch des Planetariums als nun verlorenes, grandioses Beispiel individuellen Sonderbaus, einer Schöpfung des unvergessenen Herbert Müller, den Rückbau der Fäuste am ehemaligen Thälmann-Platz unseres ebenso in bester Erinnerung bleibenden Freundes Heinz Bebernià oder den wohl längst nicht abgeschlossenen Kampf um die Erhaltung der Hochhausscheiben in Halle-Neustadt. Nun ist es sicher das Recht und die Pflicht einer jeden neuen Zeit kulturelles Erbe neu zu bewerten und es zu rezipieren. Die massiven Anbauten zur ehemaligen Hauptpost und der Bau der Tiefgarage am Hansering in den 1990er Jahren hat das Fahnenmonument wider Erwarten schadlos überstanden. Es wurde bereits 1967 anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution als âFlamme der Revolutionâ nach Entwürfen von Sigbert Fliegel und dem bereits erwähnten Herbert Müller in Stahlbeton errichtet und gilt bis heute, vor allem auch aus ingenieurtechnischer Sicht, als einzigartig. Die Auseinandersetzungen um die Erhaltung dieses Kulturdenkmals waren im Jahr 2004 endgültig mit der farblichen Neufassung des Monumentes durch den Künstler Steffen O. Rumpf beendet. Vorangegangen war ein vielbeachteter Kunstwettbewerb mit namhafter Beteiligung. Der realisierte Entwurf der polychromen Neugestaltung ist aus meiner Sicht ausgesprochen gelungen. Er respektiert die Geschichte und spiegelt, wie ich meine, die Vielfalt realer Sichtweisen einer demokratischen Gesellschaft als Metapher wider. Dafür steht die grob gerasterte Darstellung der MilchstraÃe mit kosmischer Hintergrundstrahlung, welche unsere eigene Galaxie im Universum einbetten. Steffen O. Rumpf scheint so zu sagen: Bleibt auf dem Teppich und ordnet Euch ins groÃe Geschehen ein - analysiert und sammelt Kraft für wahrhaft menschliche Taten. Der in Erfurt geborene Steffen O. Rumpf studierte von 1991 bis 1998 Malerei und Grafik an der Hochschule für Kunst und Design in Halle. Bis zum Jahr 2000 folgte hier auch ein Aufbaustudium. Seine Hochschullehrer waren Ronald Paris und Gudrun Brüne. Die Fertigstellung der Neufassung des Fahnenmonuments erlebte der Künstler also bereits im vierten Jahr seiner freiberuflichen Tätigkeit. Weitere öffentlich wirksame Projekte folgten und sind in Planung. Mehr dazu sicher im Galeriegespräch. Denn dort wo Steffen O. Rumpf lebt und arbeitet wird nicht nur gemalt, gedruckt, gekocht, nachgedacht und geredet, da wird auch gebaut, gelesen und wohl bald auch intensiv in die Sterne gesehen. Ich danke Ihnen, liebe Kunstfreunde, von Herzen für Ihr Kommen und Ihr Interesse und Dir, lieber Steffen, aufrichtig für diese wundervolle Ausstellung, die hiermit eröffnet ist. |